So, Tag 7 und somit die erste Woche ist um. Heute war der erste normale Tag. Wolken aber auch Sonne, gute Temperatur, wenig Wind und kein Regen. Aber auch nur 300
HM-letztlichgingesmehrbergab,ichhatte also negative HM auf die gesamte Strecke gesehen. Dadurch wurden es nicht 50, 60 oder 70km. Ich wollte ca. 80km machen, aber es wurden am
Endeungefähr95km.Ichsollteeseigentlichgenauerwissen, aber wie immer eins nach dem anderen.
Ich habe letzte Nacht noch länger gelesen, da ich bedingt durch den Mittagsschlaf nicht gleich einschlafen konnte. Der Morgen hat mich aber dann mit Sonne gegrüßt und nach einem guten Frühstück,
bin ich bei leichter Bewölkung los gefahren. Das Wetter schien immer noch unentschieden zu sein und die ersten Stunden war es fast durchgängig bewölkt, teilweise auch mit dunklen Regenwolken,
teils kam die Sonne durch. Das war aber angenehm fürs fahren. Und ich bin locker in meinem Rhythmus gefahren, was mittlerweile bedeutet alle Stunde eine Pause einzulegen. Das mache ich aber nicht
dogmatisch, sondern auch davon abhängig, ob es lohnt zu halten. Also um ein Foto zu schießen oder um die Aussicht zu genießen oder auch um einzukaufen.
Die Region war anfangs, wie die Tage auch, durch auf und ab, viele kleine Dörfer bzw. große Bauernhöfe geprägt. Ich hab mal ein Bild von dem typische Baustil hochgeladen. Ich habe auch ein Dorf
mitgenommen, dass dieses Jahr die Tour de France zu Gast hatte. Das musste ich natürlich dokumentieren, dass ist eine große Sache in Frankreich und auch nicht günstig für die Dörfer/Städte. Daher
wurde es auch das Bild des Tages.
Nach 50km hat sich das Bild geändert und es wurde flach. 15km bin ich direkt am Kanal Burgund entlang gefahren und am Schluss dann an der Yonne (Fluss), an der auch direkt mein Hotel steht.
Gerade aus und flach auf dem Radweg fahren eröffnet wieder vielmehr Raum zum Gedanken schweifen lassen. Einfach da viel weniger Hirnpower auf die Umgebung, den Verkehr und auch die Navigation
verwendet wird. Ich hatte ja mal geschrieben, das ich denke,dass bei Pilgern nicht soviel gedacht wird, da Impulse fehlen und auch das Laufen an sich beschäftigt. Ich muss mich korrigieren, es
kommen sobald die Fortbewegung an sich wenig Hirnkapazität braucht, schon Gedanken hoch. Nicht von außen getriggert, sondern, dass was man in sich hat und mit sich rumschleppt. So
eine Pilgertour hat doch schon Sinn, wenn es lange genug dauert. Ich muss mal 'Ich dann mal weg' von Hape Kerkeling lesen, mal sehen was der dazu sagt. Dann kommentiere ich auch was ich vom
Nachdenken halte, das ist nämlich ein Irrglaube, aber alles zu seiner Zeit. Bei mir kommt natürlich hoch wie es beruflich
weiter geht. Ich hab ja bewusst gesagt ich muss nicht in den gleichen Job zurück. Eigentlich brauche ich neue Impulse und will was Neues machen. Die Frage was ich machen will, ist da natürlich im
Mittelpunkt. Und schwups musste ich wieder Fokus auf die Strecke legen. Mal sehen was da noch kommt. Ich hab ja noch
Zeit.
Schon was ich am heutigen Ziel, in Migennes. Ich hatte bewusst was größeres gewählt, damit ich ein Hotel finde. Letztlich endete ich bei der Touristeninformation, da kein einziges Schild auf ein
Hotel hinwiese. Das Center war mit zwei Leuten besetzt, immerhin. Aber die haben da kein Hotel, sondern verwiesen auf den nächste Ort. Da bin ich dann hingefahren und nach ungefähr 2km hatte ich
das Hotel Rive de Yonne auch gefunden. Und ich konnte sogar ins Hotel reingehen. Die Rezeption war allerdings in einem separaten Block, zugesperrt und nicht besetzt. Also war Warten angesagt. So
hatte ich Zeit Jean-Paul zurück zu rufen, der diese Strecke auch mal fuhr und regelmäßig fragt wo ich bin und langefahre. Ich erzählte ihm wo ich war, worauf er meinte er rufe gleich wieder an.
Was er auch tat, mit einer Hotelempfehlung von einem seiner Business Partner und es sei nur 5km weiter. Letztlich waren es über 8km und so kamen dann auch die ca 94km heute zustande. Wenn ihr auf
der Karte, die ich jetzt regelmäßig teile, unten schaut, bin ich jetzt in Joigny, in einem sehr schönen Hotel. Siehe auch das Foto mit dem Ausblick.
Der Tag war gut und schön, aber ich bin noch nicht erholt. Zwei schöne Herpes zeugen von den Anstrengungen der ersten Woche. Ca. 550km und 3600HM aber insbesondere das Wetter sind der Grund
dafür. Morgen beginnt die zweite Woche und ich werde am ersten Tag erstmal weniger fahren und Kräfte sammeln.
So, Tag 6 ist vorbei und er hätte kaum unterschiedlicher zu gestern sein können. Dann habe ich mich auch noch zwei Mal unfreiwillig hingelegt und da waren sie wieder, die Sorgen. So soll es aber
nicht sein... aber wie immer erstmal der Reihe nach und die obligatorische Kilometerzahl des Tages - es wurden heute 64,5 km.
Ich hätte gar nicht so schlecht im Zelt geschlafen, aber so ca. zehn 20-jährige Buben und Mädels hatten ihr Quartier neben an. Und als hätte ich es geahnt, haben die Nachts Radau gemacht. Sind
nacheinander morgens ab 3:30 Uhr von irgendwoher zurück gekommen und saßen dann noch vorm Zelt. Ja, ich bin raus, weil es mich angekotzt hat und die wollten dann leise sein, was dann echt fast
lauter war. Flaschen klirren, Musik im Handy geht an, Lachanfälle ... ging bis 4:30 Uhr. Somit war die Nacht kurz. Und als ich aufwachte, den Wind hörte, aber keine Sonne sah, dache ich Uha. Der
Himmel war dunkel - ganz dunkel, wo die Sonne hätte sein sollen. War ein guter Antrieb, um mich aus dem Zelt zu schälen, und um alles einzupacken. Nasse Ausrüstung wollte ich jetzt nicht haben.
Ich war gerade fertig, da fing es an. Zum Glück hatte ich Baguette und Croissants am Abend zuvor bestellt, die habe ich abgeholt und unter den Sonnenschirmen, die jetzt Regenschirme waren, vorm
geschlossen Camping Restaurant gegessen. Erst später wurde mir bewusst, dass heute Feiertag ist. Im Saarland, Teilen von Bayern und natürlich in Frankreich. Mariä Himmelfahrt. Aber ich muss
zugeben, dass es mich unterwegs nicht gewundert hat, dass alles so ausgestorben wirkte.
Der Regen wurde zum leichten Niesel und los ging es. Über ein lange Brücke zwischen den Seen ging es auf die Strecke und nach 5km wusste ich schon, dass wird mühsam heute. Das erste Mal seit ich
toure, ist das der Fall. Meine normales Erfahrungsmuster war ein anderes - sitze ich erstmal auf dem Rad, ist alles gut. Die Strecke war schön. Fahrradwege durch den Wald, kaum befahrene
Straßen und das typische Bild für diese Gegend, viele Wiesen und Felder, sehr kleine Dörfer - bzw. eher große Bauernhöfe mit vielen Kühen. Irgendwo muss der Käse aus Frankreich ja auch herkommen.
Leider sind viele Gebäude am zerfallen, dass sah nicht gut aus. Ich hab mal ein exemplarisches Bild gemacht, so sehen viele Scheunen und auch Wohnhäuser aus und manche noch schlimmer.
Das Höhenprofil der Strecke war wieder wie ein Sägezahnblatt. Hoch und runter, aber zum Glück auf niedrigem Niveau. Viel Gegenwind und dann der doch wieder einsetzende Regen haben mir den Zahn
ganz gezogen. Wobei ich ehrlich sein muss. Wind und Strecke sind nicht das Problem gewesen. Ich hab mich in den letzten Tagen in den Keller gefahren und zu wenig guten Schlaf gehabt.
Motivation, Einstellung, Moral, Ziele, ich hab das mal hinten angestellt und auf meinen Puls geschaut - 128 bergauf. Das ist nicht gut. Ich wusste es eigentlich schon länger, jetzt ist es klar.
Ich brauch eine Pause. Mein Vorsatz war und so steht es unter Tag 10 in meinen Blog über die Testreise: 'ich will jeden Tag stärker werden'. Dann hab ich von einem Hotel
geträumt
Jetzt war ich mitten im Naturschutzgebiet Forêt d' Orient. Weit und breit nur Wald und ein Blick auf die Karte offenbarte keine größeres Städtchen im näheren Umkreis, wäre Voraussetzung für
die Chance auf ein Hotel. Und dann zeigte mein Wahoo ich soll links und dann rechts abbiegen. Es ging in den Wald
- richtig in den Wald und der Weg sah nicht nach Weg aus. Nach Studium der Karte und Navi hab ich mich dann für die Richtung, will es im Nachgang nicht Weg nennen, entschieden, damit ich so
schnell wie möglich aus dem Naturschutzgebiet komme. Es waren einige Schiebe- und auch Trageienheiten dabei und leider bin ich zweimal nach links umgekippt. Klassiker, du schaust nach einem Stück
wo du fahren kannst und dann fährt das Rad gegen ein Hindernis, dass du übersehen hast. Es ist nichts passiert, aber es hat den Tag abgerundet. Irgendwann war die Moutainbike-Einlage zu Ende und ich kam nach Mesnil St. Père. Und da war völlig überraschend ein Hotel mit Restaurant. Das Hotel hat 3 Sterne und das
Restaurant trägt den Namen Au Vieux Pessoir und scheint regional bekannt zu sein. Die Entscheidung war klar, der Check-In inklusive einer Reservierung im Restaurant ging flott. Und 20min später
schlief ich schon. Aufgewacht bin ich wieder durch den Regen. War mir egal, da ich die Badewanne sah und diese dann auch 20min nutze - ahh tat das gut. Jetzt habe ich ein wahnsinnstolles
Dreigänge-Menü hinter mir. Wow, bin echt überrascht, das war klasse und ich gehe ja öfter mal gut Essen. Respekt, die Franzosen können es.
Die Sinne sind befriedigt und der Tag nimmt ein gutes Ende. Morgen geht die erste Woche vorbei und ich muss vorab resümieren, dass ich viel zu wenig
Spaß, zu schlechtes Wetter und zu viel Anstrengung hatte. Die Dinge, die ich ändern kann, sollte ich ändern. Das soll ja eine schöne Tour und keine schöne Torture werden. Ich will morgen mit
einer 50km Tour weitermachen und früh in einem Hotel die Tagestour wieder mit einem Mittagsschlaf beenden. Mal sehen ob mir das gelingt. BTW, ich hab mal die Tagestour angehängt, könnte ich jeden
Tag machen, dann sieht man wo ich bin.
So, Tag 5 ist vorbei und weitere 78km mit 700 Höhen Meter (HM) liegen hinter mir. Heute ist klar dominiert durchdasWetter, der beste Tag. Die ersten 60km waren heute wieder anspruchsvoll und ich
wusste nicht wie meine Beine sind. Aber wundersamerweise bekommen sie weiterhin die Kurbel rum und dass auch denBerghoch. 2/3 der HM waren auf der ersten Hälfte der Strecke und hier teile ich mal
eine 'lessons learned'. Fahr Dir die Beine auf einer Radreise nie total blau. Es könnte sein, dass Du unterwegseindringendes Bedürfnis hast und noch ausreichend Kraft für ne Hocke brauchst. Ggf.
etwas mehr Detail als der ein oder andere lesen mag :-). Für mich eine Erinnerung auf meine Ernährung zu achten.DieEntscheidung für die Hocke triffst Du nur wenn es wirklich sein muss... und heute
musste es sein.
Bar le Duc ist ein schönes Städtchen und war heute mein Mittagspausen-Ort. Ich hab ein paar Bildchen geteilt. Von dort war es bis St Dizien eine einzige Berg- und Talfahrt. Es ging in Welllen
26km nur auf und ab. Damit hatte ich das Gefühl ich fahre heute nur bergauf, da bergab ja wesentlich schneller geht und ich nicht kurbeln musste. Hab aber hier auch gelernt, dass ich das besser
tue. Inbesondere wenn es kalt ist, wollen die Beine nicht mehr so gerne im Kreis, wenn sie sich nach einer anstrengenden Bergauffahrt etwas ausruhen durften.
Neben dem schönen Wetter, war heute das Highlight das durchgestrichene Schild vom Department Champagne-Ardenne. Ich hab nämlich die Vogesen verlassen und die vielen Hügeln sind zu Ende. So waren
die letzen 25km flach und größtenteils am Canal Champagne entlang. Welch Erholung. Dass brauche ich jetzt noch mal zwei weitere Tage, damit ich das Lakat aus meinen Beinen strampeln kann.
Eine erste Maßnahme gegen dicke Beine habe ich heute schon praktiziert. Ich habe mich am Lac Du Der auf einem Campingplatz einquartiert (musste zwei anfahren, der erste war "fully fully booked").
Auf jeden Fall habe ich mich hier 10min in das einigermaßen kalte Wasser des Sees gestellt, mit der Hoffnung, dass viel Blut durch meine Muskeln geflossen ist :-).
Die Sonne und die Wärme hat nach 4 schweren Tagen heute ein Unterschied gemacht und den Spaßfaktor nach oben getrieben. Das tat richtig gut und gleich ein so anderes Erlebnis. Wahnsinn was das
ausmacht und ja, die Umgebung ist schön. So kann es weiter gehen. Mal sehen, wie die Nacht im Zelt wird. Aber wie auch immer, morgen geht es weiter.
So, Tag 4 ist vorbei und die geplanten 60km sind absolviert. Und das Gute vorab, die Sonne kam ab 14:00 Uhr raus, waren zwar immer noch Wolkem am Himmel, aber sie hat mich heute quasi gerettet.
Der Morgen in Metz begann ohne Regen, trotzdem mit vielen Wolken und bis ca 12:00 Uhr hat es es immer mal leicht genieselt. Es ging ganz gut los und die ersten 45min waren entspannt. 3km gingen
auch direkt neben der Mosel lang und der Weg war recht idyllisch. Musste ich auch fotografisch festhalten. Dann kam er - der erste Anstieg. Es war früh, ich war motiviert und bin los gestrampelt.
Das hat mich letztlich gekillt. Mein Tacho zeigte 15% Steigung und rucki zucki waren die Beine blau. Ich musste absteigen und schieben. War nicht weniger anstrengend. Das Rad mit Gepäck ist halt
schwer, definitiv zu schwer für alpine Herausforderung. Ich hab dann abwechselnd geschoben und kleine Strecken wieder gestrampelt. Danach kam gleich der zweite Hügel und die Anzeichen, dass die
Beine zumachen. War halt relativ viel die letzten Tage und Kraftausdauer stand in den letzten 6 Monaten nicht auf dem Programm. Ich hatte dann so eine Mischung aus, dass wird schon und Uha, dass könnte ein größeres Problem werden.
Frankreich ist in dieser Region nur leicht besiedelt und ein Check-In im nächsten Hotel zum Ausruhen, ist da nicht im Bereich
des Möglichen. Ich hab dann erstmal wieder den obligatorischen Freiluftumzug zelebriert, weil frieren wollte ich jetzt nicht. Dann bin ich bis Kilometer 40 langsam geradelt. Es kam dann endlich
ein größeres Dorf. Dort hab ich mich in den lokalen Sandwich&Grill Laden eingecheckt. Das Sandwich war lecker und die Cola und die Orangina haben gezischt, yes. Und dann kam sie. Die Sonne
hat sich gezeigt und viel Energie gesendet, so kam es mir vor. Nach der Pause ging es beschwingt von der Sonne weiter. Die nächsten beiden Hügel, die nicht klein waren, gingen dann wieder ganz
gut. Lag auch daran, dass Jean-Paul mir ein Hotel in Saint Mihiel organisiert hat - exakt 60km von Metz entfernt. Tja, das Dopamin hat wieder gewirkt. Danke Jean-Paul.
Jetzt hab ich geduscht und mein Radzeug gleich mit unter die Dusche genommen, dass hatte nach den vielen Schwitzeinlagen einen eigenen Geruch bekommen. Damit ist jetzt alles wieder frisch. Wobei,
die Beine sind wieder wie ungarische Salami ...
Ein Gedanke kam mir zu Pligerreisen. Man stellt sich - ich zumindest - vor, dass, man da den ganzen Tag 'vor sich hin denken kann'. Oder es ist ziemlich langweilig, wenn man keinen
interessanten Gesprächspartner hat. Ich glaube mittlerweile, dass das gar nicht so ist. Soviel Raum zum Denken und Grübeln gibt es da nicht. Und so funktioniert "Nachdenken" auch nicht. Ohne
Impulse von außen funkt es im Hirn nicht so sehr. Daher sind die meisten sehr mit sich und dem Laufen, aber auch mit Wehwechen oder mit dem Weg beschäftigt. Geht mir zumindest die Tage so und
beim Radfahren ist die Aufmerksamkeit noch mehr auf die Umgebung gerichtet. Ahh, da kommt mir ja, dass ich über Navigieren schreiben wollte. Damit ich nicht alle naselang meinen Blick auf eine
Karte richten muss, fahre ich seit der zweiten Etappe mit Navi. Der Wahoo Elemnt hat eine sehr gute Routenanzeige, sofern man vorher diese Route geladen hat. Die Planung und Navigation mache ich
'online' mit Komoot und synchronisiere die GPS Daten über Handy auf den Fahrradcomputer (den Wahoo). Bisher kann ich mich darauf 100% verlassen. Komoot optimiert auch Radwege versus Landstraße
etc und findet somit die für das Rad optimalen Wege (heute bin ich über einen Flugplatz gefahren). Leider habe ich noch keinen Schalter für die Höhenmeteroptimierung gefunden :-). Ich würde diese
Art der Navigation empfehlen, da der Stressfaktor "bin ich auf dem richtigen Weg" etc., deutlich reduziert wird.
Soviel zu: 'heute mache ich Piano' ....daher ist das Höhenprofil auch das Bild des Tages geworden. Morgen geht es weiter, wie weit plane ich heute Abend!
So, Tag 3 ist vorbei. 82km, aber mit der langsamsten Durchschnittsgeschwindigkeit, den meisten Höhenmetern, den meisten Umziehaktionen und es war der kälteste Tag inklusive
meinerTestreise. DerWind und das Nieseln haben einen einstelligen Chillfaktor generiert. Daher ist das Foto mit den Beinlingen auch das Foto des Tages geworden, aber wie immer eines nach
demanderen.
Ich muss zuerst nochmal Moni und Jean-Paul für die tolle Gastfreundschaft danken, ebenso hat mir Jean-Paul tolle Tipps für meine Reise durch Frankreich gegeben und wir haben die Strecke nochmal
durchgesprochen. Herzlichen Dank nochmal. Leider hat Jean-Paul auch keine Höhenmeter Abkürzungen in Petto gehabt und es war klar, dass heute anstrengend wird.
Die ersten 10km gingen nur bergauf und dann war ich aber nicht aufgeheizt sondern durchgefroren. Also nach 45min einmal ein frisches Shirt und warm anziehen. Nach 30min, war das doch zu warm,
ging ja weiter hoch und runter, aber mir war nicht mehr so brutal kalt. Die Kälte kam durch den leichten Niesel und den Gegenwind, der mich heute durchgängig begleitete und begab war diese
Kombination heftig. Also nochmal Kleider adjustieren. 20min später wurde aus dem Nieselregen ein richtiger Regen, somit kamen Regenjacke und Helmschutz zum Einsatz. Dabei blieb es dann eine
zeitlang. Hemden Wechsel gab es dann nochmal an den Peaks der beiden Hügel, die noch folgten und die Regenjacke kam kurz vor Metz wieder dran.
Die Bedingungen für diesen Streckenabschnitt hätten auch besser sein können. Das war heute eine schöner Test für meine mentale Stärke, hat sich also nichts im Vergleich zu den Tagen davor
geändert. Das ging daher heute auch nur mit einer gewissen Gelassenheit. Und ich mache dass ja freiwillig, aus eigenem Antrieb und weil ich es will. Aber die Motivation kommt aus dem Ziel. Ich
will ja erstmal bis 8. September nach Madrid kommen. Ziele sind einfach wichtig, egal was es ist. Aber Ziele geben dem Tun ein Kontext und das berühmte Ziel vor Augen haben, motiviert. Stell Dir
vor, Du hast kein Ziele für Dein Leben, in Deinen Job, für Deine Karriere, für Deine Hobbies. Puh, das kann ganz schön mühsam werden. Das wurde mir heute klar. Btw, für die, die schon ein paar
Reden von mir gehört haben. Ich habe die Tage, die Macht des Dopamins bewusst erlebt. Du hast 100km auf der Uhr, es regnet, aber Du kommst Deinem Ziel näher. Auf einmal bist Du beschwingt und
hast wieder Kraft ... der menschliche Körper, ein Wunderwerk, schüttet Hormone aus, wenn man seinem Ziel näher kommt. Sowas aber auch.
So, und morgen geht es weiter, ich werde Piano machen - ggf. nur 60km. Und dann schreibe ich mal darüber wie ich navigiere, muss ja nicht jeden Tag die schwere Sinnesfragenkost sein. Ahh, hab
heute zweimal die Nahe gekreuzt, nicht, dass ich dass vergesse :-)
So, Tag 2 ist vorbei und es war letztlich ein guter Tag. Gestern war ich mit dem vielen Regen und den 50km schon etwas unglücklich. Ich muss selbstkritisch festhalten, dass ich noch nicht die
Lockerheit habe, die Dinge so zu nehmen wie sie halt kommen. Da muss ich mal drauf achten - aber erstmal haben mir drei Dinge Sorgen bereitet. Die größte Sorge ist mein linkes Knie. Da hatte ich ja
bei der Testreise schon Probleme und gestern war es schlimm. Insbesondere bei Belastung fängt es an richtig weh zu tun und der Schmerz geht dann nicht mehr weg. Und da es heute noch hügeliger werden
sollte, dachte ich, dass könnte kritisch werden. Die zweite Sorge auch damit verbunden war, ob ich mein Minimum an Tageskilometer schaffe - ich muss am 8. September in Madrid sein. Und Drittens, wie
stark ist meine Motivation, das Thema hatte ich ja schon angeschnitten.
Es war ein guter Tag, da ich mit 115km Tagesleistung (bei 700 HM) wieder im Plan bin und auch Frankreich erreicht habe. Ich bin bei Moni meine Cousine und Jean Paul und werde hier echt verwöhnt,
was auch notwendig ist. Ich hatte keinen Regen heute, bis 16:00 Uhr. Davor war es bei 15 Grad durchgehend bewölkt und ich kam gut voran. Also ab Kaiserslautern. Davor war sehr hügelig und die
erste Stunde habe ich gerade 12km geschafft - bei ca 400HM. Danach musste ich erstmal das Hemd wechseln, ich war klatschnass geschwitzt. Die gute Nachricht, ich hatte morgens nochmal den Sattel
nach unten genommen und damit ging es mit dem Knie wesentlich besser. Puh - ich hoffe das bleibt so. Landschaftlich war es dann eher langweilig und durch Kaiserslautern zu fahren war jetzt auch
kein Highlight. Daher gibt es auch kaum Bilder. Ab Kilometer 90 war ich dann richtig euphorisch, mein Knie ist OK und ich schaffe es nach Frankreich und hole wieder auf.
Dann fing es an zu regnen und zwar richtig. Ich bin noch 2h durch den Regen gefahren und wurde richtig nass. Da denkste es wird ein guter Tag und du reitest noch locker ins Ziel und dann kommt es
nur noch runter. Das bringt mich natürlich zurück zur Motivation und warum ich das mache. Ich war heute motiviert und den Regen habe ich sportlich genommen. Meine Quintessenz - ich mache dass, weil ich es will und ich es cool finde, eine solche Tour zu machen. Und wie bei vielen Dingen im Leben, wenn Du Schönes
auch etwas Außergewöhnliches erleben willst (erreichen willst) hat das seinen Preis. Das Motto der letzten beiden Tage lautet also (und das ist jetzt ein wenig geklaut): Pain (rain, wind and
hills) are temporary. Ich weiß, dass ist jetzt noch dünn, ich tue was, weil ich es will. Aber kann man das immer und macht dass jeder?
Morgen geht es weiter nach Metz, die erste komplette Tour in Frankreich. Da geht auch der Jacobsweg durch - da gibt es bestimmt neue
Erkenntnisse.
So, nun geht es los. Tag 1 und ca 50km sind absolviert und ich hatte es mir anders vorgestellt.
Ich wollte ca. 40km mehr fahren und ich wollte nicht, dass es durchgehend regnet.
Tja, heute morgen habe ich mich vorbereitet und mir gedacht, fährst halt mit Regenjacke und Regenhose und Gamaschen über den Schuhen sowie über dem Helm los. So ging es dann auch auf ins
Abenteuer. Nach 1h habe ich kurz angehalten, eine Banane gegessen und mir noch gedacht, dass meine Ausrüstung hält. Nach einer weiteren Stunde war es nicht mehr so angenehm und die Sinnfrage kam
hoch. Was mache ich da eigentlich, warum muss es so ein Radreise werden. Eine Mittagspause mit einem Kaffee und einem Strammen Max kam da gerade recht.
Nach einer Zeit kamen noch ein paar Gäste mehr und irgendwann sprach mich einer an. Um es kurz zu machen, der Tenor war, dass das Wetter heute und die Tage nicht mehr besser wird, warum ich denn
überhaupt losgefahren sei? Aber um die Ecke sei sowohl Bahnhof oder je nach Entscheidung ein Hotel.
Ich bin dann trotzdem weiter gefahren. Der Regenwar unverändert bzw. dachte ich, der ist noch stärker geworden. Die Feuchtigkeit ist mit der Zeit überall hingekrochen. Und bei 13 Grad ist
dass gelinde ausgedrückt alles andere als schön. Also siegte meine Vernunft und auch die fehlende Antwort auf dass 'warum muss es eine Radreise sein' und ich hab mich ins Hotel eingecheckt. Eine
heiße Dusche und ein Nickerchen danach taten dann sehr gut.
Ich befürchte nun, dass es die Tage weder von der Strecke noch vom Wetter besser wird. Ich werde eine gute Antwort auf "Warum mache ich das denn nun wirklich" finden müssen - eine die tiefer geht
wie, ich radeln gerne, sowas wollte ich schon immer mal machen, es wird mir gut tun... Mal sehen was da in homöopathischen Dosen hoch kommt. Ich werde darüber berichten.
So, und morgen geht es weiter (eigentlich war morgen schon Frankreich angesagt, schauen wir mal).
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Melanie (Dienstag, 15 August 2017 08:54)
Hey Dirk, sehr beeindruckend wie Du Dich durch die Hügel, den Regen und den Gegenwind gekämpft hast. Da gehört schon ein gutes Stück Motivation und Disziplin dazu. Kompliment! Viele Grüße aus Armacao de Pera in Portugal, Melanie
Reinhard (Mittwoch, 16 August 2017 19:36)
Hallo Dirk,
aus meiner Erfahrung nach dem Studium kann ich sagen, dass das Ideale (so wie Du Dir die Reise vielleicht vorgestellt hast) nicht die alles beherrschende Realität ausmacht. Der Mensch oder sein persönliches Vorhaben ist halt doch den Einflüssen von Außen ausgesetzt. Am Ende sollte jedoch das gelten, was überwiegt, entweder die Vollendung des Vorhabens oder auch der gewagte Versuch. Ich wünsche Dir, dass Dir ersteres gelingt.
Ich (Mittwoch, 16 August 2017 20:14)
@Reinhard: Danke Dir!! So sehe ich es auch. Lass Du es auch langsam angehen.
Axel Schwarz (Donnerstag, 17 August 2017 09:23)
Hallo Dirk,
ich bin vor 3 Jahren 1000km zu Fuß unterwegs gewesen. Die tägliche Herausforderung weiterzumachen, irgendwann die Sinnfrage warum das Ganze, die Vorstellungen bevor es los geht und die doch etwas andere Realität sind absolut vergleichbar. Weitermachen, denn der Tag am Ziel ist so klasse. Das gefährlichste bei Reisen dieser Art- und dies nachhaltig - die Wiederholungstätergefahr.
Klasse Aktion.