Woche 5 (07.09 - 20.09.2017)

So, die Woche 5 ist rum. Und noch ein paar Tage mehr. Ich wollte hier noch einen kleinen Nachtrag schreiben, bevor es ab morgen, den 20. September wieder in Madrid weitergeht. 

Madrid ist eine wirklich tolle Stadt. Und ich wiederhole mich jetzt und ich weiß, dass macht es nicht eindrucksvoller. Aber für alle, die die Stadt noch nicht auf der Liste hatten, spreche ich nochmal eine Empfehlung aus. Sehenswürdigkeiten und auch Shopping, sowie Nachtleben sind hier 'top of the list' in Europa. Und so habe wir auch noch das Wochenende in Madrid ausgiebig genossen. Das Foto des Tages, wie ich meine Bilder, die einen Blog einleite ja nenne, ist in einem Steakhouse aufgenommen. Das Steakhouse ist Nr.1 bei TripAdvisor und war anders als von mir erwartet. Klein und gemütlich und sehr persönlich. Wir saßen an der Theke und konnten uns das Schauspiel ansehen. Drei Mann in der Küche, zwei hinter der Theke und zwei im Service. Das Fleisch war exzellent und als Clou hatte der Ofen hinten ein Glasplatte und man konnte seinem Fleisch beim Garen zuschauen. Ich fand es großartig, aber dieses Restaurant soll nur stellvertretend für die Vielfältigkeit von Madrid stehen. 

Die Zeit zu Hause habe ich auch sehr genossen. Völlig entschleunigt und auch etwas unklar. Ich hatte viel Zeit, aber keine Strecke zu bewältigen, wenn ich das mal im übertragenen Sinne ausdrücken darf. Neben der Familie standen ein paar Trainingseinheiten und Admin auf dem Programm. Ebenso war ich im Wahlbüro und habe meine Stimme für die Bundestagswahl abgegeben. Aber eigentlich war ich zwischen Baum und Borke. Nicht richtig wieder da und fast schon wieder weg. Wobei ich jetzt nach dem Ankommen, mich schon fast schwer tue, meine Familie wieder zu verlassen. Auf der andere Seite habe ich auch Fernweh. 

Nicht einfach, aber ich habe eingecheckt und morgen früh geht der Flieger und dann geht es wieder los. Das wird jetzt das längste Stück und ich habe beschlossen nichts zu ändern. Ich werde mir der exakt gleichen Ausrüstung weiter fahren. Die Satteltasche ist repariert. Ich habe weiterhin keine lange Hose dabe. Und ich habe nur das Deo erneuert. Morgen werde ich mein Fahrrad am Flughafen in Madrid aus dem "Left Luggage" abholen, meine Taschen packen und losfahren. Wohin genau würfele ich jetzt nochmal aus, wobei es logischerweise nach Süden geht. Aber Toledo wird die Tage auf dem Programm sein.

Und der Blog kommt jetzt wieder täglich..


So, Tag 2 von Woche 5 ist rum. Keine Radkilometer heute, dafür bis jetzt 20.000 Schritte und der Tag ist ja für Madrider Verhältnisse noch jung, da er erst noch beginnt. Ich hatte eine hohe Erwartungshaltung und nach 24h Madrid muss ich sagen, dass die Stadt meine Erwartungen klar übertrifft. 

Die Stadt pulsiert und lebt auf einzigartige Weise. Ein Abend bzw. eine Nacht in Madrid und man spürt es überall. Das Leben findet primär draußen statt und ab 11 Uhr nachts fängt es erst richtig an. Unabhängig von der Region in der Stadt, gibt es überall Bars und Restaurants. Alle typisch für Madrid und Spanien. Man will überall ein Caña (kleines Bier) oder ein Tinto de Verano (Sommerwein, Rotwein mit Limo) trinken und dazu Tapas, Pinchos oder Bocadillos essen. Oder einzelnen Spezialitäten in spezifischen Bars, Fresstempel oder Kneipen (Tascas) probieren. In den zentralen Bereichen, wie der Plaza de Sol, Plaza Mayor oder der Paseo del Prado ist es richtig voll. Es geht zu wie auf einem Volksfest, inklusive den Straßenhändlern, üblicherweise aus Afrika, mit ihren Produktimitaten oder unnützen Spielzeugen, den osteuropäischen Bettlern, etc. das volle Touristenprogramm für alle Bedürfnisse. 

Ich kenne keine Stadt die ein solches Leben produziert. Die Stimmung ist m.E einzigartig, Touristen und Einheimische alle essen und trinken draußen gemeinsam und es wird rege diskutiert und einfach gelebt. Um 11 Uhr hat es noch 25 Grad und man will dann einfach auch diese angenehme Kühle genießen und lässt sich von der Ausgelassenheit anstecken.  

Dazu kommen noch unzählige Sehenswürdigkeiten, die man hier bestaunen kann. Kombiniert macht das Madrid zu einem echten Highlight in der Welt. Es ist die drittgrößte Stadt in Europa, nach London und Berlin. In dieser Liga spielt sie auch, mindestens. Man kann hier günstig aus Deutschland herfliegen und wenn nicht gerade ein weltweiter Krebskongress und das Ende der Vuelta de España auf dem gleichen Wochenende liegen, sind die Unterkünfte auch günstig. Essen und trinken ist es auf jeden Fall. 

Es war ein toller Tag. Ich habe doppelt Glück, da ich zwei Kollegen hier in Madrid geplant getroffen habe. Die beiden hatten schon spontan im Juni ihre Flüge gebucht, als ich noch gar kein Reiserad hatte. Und es ist sich tatsächlich ausgegangen und wir haben hier eine tolle Zeit. Jose ist auch noch Spanier und in Madrid geboren, so dass wir einen tollen Führer haben. Ebenso kann ich mal wieder viele Eindrücke direkt teilen und auch viel quatschen. 

Ich freue mich jetzt auf den Abend und auf den Morgen. Dann geht die Erkundung von Madrid weiter und ich versuche mal mehr Flair der Stadt mit dem Foto einzufangen. 


So, Tag 1 von Woche 5 ist rum. Nochmal 54km und 340HM und ich bin in Madrid angekommen. Ich habe das Ziel meiner ersten Etappe erreicht und gönne mir jetzt 3 Tage in der Stadt. 

Die Strecke hatte ein paar Facetten heute. Die erste Stunde war sehr gut. Es ging auf den Landstraßen wie gewohnt weiter und ich hab richtig Meile gemacht. Die Beine waren gut erholt und wollten belastet werden. Dann wurde das Radeln aber komplizierter. 

Die Autobahnen haben ja ein A und eine Nummer. Die Landstraße ein C, wobei dann der zweite Buchstabe das Castilla (die Kommune) angibt. Das C steht für Camino. In den Pyrenäen (Baskenland) war es dann ein CB-xx und in Navarro ein CN-xx, dann CL-xx for Leon und CM-xx für Le Mancha. Für die Region Madrid gilt das nicht. Die Landstraßen haben alle nur ein M. Leider ist die Qualität weniger gut und es gibt kaum noch Randstreifen. Nach 1 Stunde fing es dann erst mal wieder mit einer Schotterpiste an. Für ungefähr 6km sollte ich auf einem Feldweg oder Schotterpiste fahren. Nach 3km habe ich versucht, auf eine Straße zu kommen, aber das war die Autobahn und die war nicht zu erreichen. Hat mich 2km mehr auf dem Schotter gekostet. Ich mag das nicht, da die Schotter echt groß sind und auch viele Schlaglöcher solche Wege zieren. Das holpert ohne Ende und ich muss mich richtig konzentrieren. Ein Unfall oder ein Schaden wäre echt doof. Einen Schaden gab es dann doch heute, mir ist eine von zwei Halterung an meiner hinteren Satteltasche abgerissen. Ärgerlich. Die kommt jetzt mit heim und muss umgetauscht werden. Ansonsten hatte ich - toi toi toi - bisher keinen Schaden. 

Nach dem Schotter gab es wieder Autobahn Kilometer. Ca. 2km ging es rauf und dann die nächste Abfahrt gleich wieder runter. Ich hatte die Erfahrung ja schon mal in San Sebastián. Wenn mich da keine Rennradler überholt hätten, würde ich heute noch denken, dass das illegal und brandgefährlich ist. Aber hier nicht unüblich, da es keine (sinnvollen) Alternativen gibt. 

Leider war dann die Landstraßen bis fast zum Flughafen nicht besser, da ohne nennenswerte Randsteifen. Da es auch ein paar Rampen gab, war das unangenehm. Glücklicherweise lassen die Spanier, insbesondere die LKW viel Platz beim Überholen. Wenn es keinen Platz gibt, dann überholen sie nicht. Hier stehen auch überall Schilder, dass die Autofahrer mindestens 1,5m Abstand beim Überholen von Radfahrern halten sollen. Mit vielen Radwegen in der Städten und auch, dass die Autofahrer wirklich rücksichtsvoll sind, würde ich Spanien als sehr fahrradfreundlich erachten. Ich konnte auch mit dem Rad letztlich bis direkt zum Terminal 1 von Barajas, dem internationalen Flughafen von Madrid, fahren. Es ging 3,5km durch einen Tunnel, das war strange, aber es gab ein extra Radspur (sorry für die Qualität des Bildes, hab ich während der Fahrt geschossen). In Frankfurt und anderen Städten wäre, das, glaube ich, nicht möglich. Wobei ich es noch nie versucht habe, muss ich gestehen. Da ich quasi die Landesmitte von Spanien erreicht habe, erübrigt sich zu sagen, dass es noch eine Ticken wärmer und trockener wurde. Und das obwohl Madrid auf einer Höhe von 620m über dem Meeresspiegel liegt. 

Mein Rad habe ich jetzt am Flughafen eingelagert. Die Kosten halten sich im Rahmen und mit dem Kauf eines günstigen Koffers konnte ich nochmal die Kosten optimieren, da nach Anzahl Gepäckstücken abgerechnet wird. 

Im Moment fühle ich mich sehr zufrieden. Ich hatte unterwegs, gerade am Anfang der Reise, diesen Moment mal herbei gesehnt. Und ich habe mich auch gefragt, wie ich mich dann fühle. Es ist ein gutes Gefühl und ich freue mich. Stolz empfinde ich weniger. Wie auch gestern schon geschrieben, geht es ja nach einer Pause weiter. Und ggf. habe ich mich da nicht präzise ausgedrückt. Ich muss die Reise dann wie geplant vorsetzen, da sie mir gut tut. Körperlich ist es eine großer Sprung, ich fühle viel mehr Power und mehr Stärke. Mental bin ich auch aufgeräumter und vor allem leerer. 4 Wochen haben viel bewirkt und ich bin mir sicher, dass nochmal 6 Wochen noch viel mehr bewirken. Daher muss ich weiter machen und will es auch unbedingt. Ich bin richtig neugierig was noch passiert. Es wäre aus meiner Sicht fatal jetzt aufzuhören. 

Morgen berichte ich von Madrid. Mal sehen was die Stadt mir gibt. Wie schon gesagt, ich habe eine gewisse Erwartungshaltung. 


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Kommentare: 4
  • #1

    Melanie (Freitag, 08 September 2017 06:21)

    Wow Dirk - geschafft! Glückwunsch zur ersten Etappe & viel Spaß in Madrid!

  • #2

    Basil (Freitag, 08 September 2017 16:51)

    Hallo Dirk,
    was für eine Tour ! Glückwunsch zum Erreichen der ersten Etappe und viel Spass auf Deinem weiteren Weg !

  • #3

    PantA (Dienstag, 12 September 2017 19:34)

    Hi

    Sag, was ist jetzt mit Marokko (vgl. http://rad-forum.de/topics/1298158/Marokko_Marrakesch_Anfang_Oktober_ca_3_W#Post1298158) ? Fährst Du ein Stück mit? Das echte Abenteuer geht doch erst mit Kids los :-) - sag an!

  • #4

    Kristian (Samstag, 23 September 2017 16:12)

    Hi Dirk,

    Glückwunsch zur ersten Etappe!!
    Wir verfolgen Deinen Blog immer wieder und finden es wirklich klasse!

    Grüße aus dem Ländle
    Kristian und Barbara